03.4.2023
Fabienne Velhagen, Feelgood Managerin bei ServiceFactum

Wie man remote gute Beziehungen aufbaut und pflegt

Inzwischen hat man sich an sie gewöhnt: Teams Calls, Zoom Calls, Online Meetings. Eine Zeit lang ging vieles nur noch remote und generell führen wir Gespräche im Arbeitsleben immer häufiger über unsere Bildschirme und weniger face to face.

Bei ServiceFactum war dies auch irgendwie schon immer so, denn unsere Teams sind länderübergreifend, unsere Ansprechpartner größtenteils im Ausland angesiedelt und trotzdem zeichnet ServiceFactum sich vor allem durch gute Kommunikation aus.
Ich fand es interessant zu durchleuchten, wie genau wir das eigentlich machen – und habe mich deswegen – face to face – mit unseren beiden Service Managern zusammen gesetzt: Bernd Wandt & Fabian Ambrosi.

Was für mich persönlich dabei nochmal klar wurde: Ob auf einer persönlichen oder geschäftlichen Ebene – Gute und regelmäßige Kommunikation ist das A&O, um eine gute Beziehung herzustellen und zu erhalten. Aber was bedeutet das eigentlich im tieferen Sinne: „Gute Kommunikation“? Welche Tipps kann man sich evtl. von den Beiden abschauen, um erfolgreiche Beziehungen zu Near-/Offshore Teams aufzubauen und zu pflegen? Viel Spaß beim Interview!

Vertrauen verdienen und aufbauen

Bernd und Fabian: Welche 3 Faktoren definieren aus eurer Perspektive eine gute Beziehung mit einem Entwicklungszentrum?

Fabian Ambrosi: Für mich ist Vertrauen der wichtigste Faktor für eine gute Beziehung. Dies muss man aufbauen, um ein partnerschaftliches Verhältnis zu schaffen, durch das gemeinsame Ziele definiert werden können und diese auch zusammen erreichen werden. Es muss spürbar sein, dass man in die gleiche Richtung geht und in der Zukunft gehen will.

Bernd Wandt: Ich kann das nur bestätigen, das Vertrauen steht an vorderster Stelle: Man muss langfristig zusammenarbeiten und nicht nur temporär, um Vertrauen zu verdienen. Ein weiterer Punkt ist die Transparenz, sodass man jederzeit weiß, was im Entwicklungszentrum hinsichtlich der Zusammenarbeit passiert. Natürlich braucht man auf jeden Fall gelebte Beziehungen auf allen Ebenen (vom operativen Projektmitarbeiter bis zum CEO). D.h. die 3 Faktoren sind: Vertrauen, Transparenz und gelebte Beziehungen.

Fabian, wie ist es wenn man neu dazu kommt, wie baut man Vertrauen & gute Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Teams auf?

Fabian Ambrosi: Erst einmal ist es sehr interessant und man steht vor spannenden Herausforderungen. Vor allem bei bestehenden Kunden oder Projekten, muss man sich anfangs „beweisen“. Man muss zeigen, dass man neben den Management Fähigkeiten auch fachlich erfahren ist. Um das zu schaffen, sind vor allem am Anfang einer Zusammenarbeit viele persönliche Gespräche wichtig.

Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit einem Kunden von mir: Anfangs war die Zusammenarbeit sehr distanziert. Es wurde typisch deutsch mit „Sie“ angeredet und es wurden sehr förmlich anhand von Stichpunkten die Themen besprochen. Durch intensivere und regelmäßigere Gespräche sind wir in der Partnerschaft zusammengerückt und leben eine deutlich offenere Zusammenarbeit. Herausforderungen werden offen und direkt diskutiert und es wird zusammen an einer Lösung gearbeitet; und das alles per „Du“.

Da wir viel Remote arbeiten, ist ein weiterer Schüssel zur guten Zusammenarbeit definitiv das persönliche Treffen. Diese Meetings helfen enorm eine Partnerschaft aufzubauen, durch die man zusammen Ziele erreicht. Und natürlich lernt man sein Gegenüber auch ein Stückweit privat kennen, da neben dem Daily Business auch über private Themen gesprochen wird…

Bernd Wandt: …und man kann auch mal ein Bier gemeinsam trinken.

 

Stärkung und Integration innerhalb Softwareentwicklungs-Teams

Bernd, wie findet man gute Softwareentwicklungs-Teams?

Bernd Wandt: Das ist eine gute Frage! Zunächst gilt erstmal zu definieren: Was bedeutet eigentlich ein „gutes Team“? Das definieren wir stets gemeinsam mit unseren Kunden, und zwar durch absolute Klarheit / Genauigkeit bei den Anforderungen. Das oberste Gebot ist: Was wollen wir erreichen und Was wird gesucht? Hierzu reicht es nicht, einfach nur ein schriftliches Dokument aufzusetzen und weiterzuleiten. Man muss darüber sprechen, umfassend kommunizieren und sich kontinuierlich annähern. Hat man einen Mitarbeiter gefunden, stellt sich sofort folgende Frage: Wie kann man diesen Mitarbeiter weiter stärken und integrieren? Das geht über Teambuilding und Teamgestaltung. Einen guten Mix aus verschiedenen Charakteren und Senioritäten finden, nur dann entsteht ein gutes Team. Gerade im Nearshore Bereich – also bei Remote Teams, die verteilt arbeiten – werden die gemeinsamen Entwicklungsprozesse wichtiger.

Aber auch der Suchprozess spielt eine wichtige Rolle. Denn es geht letztlich darum, eine hohe Geschwindigkeit bei der Suche und Einstellung zu erreichen. Im Nearshore Umfeld hat jeder wirklich gute Mitarbeiter diverse Projektmöglichkeiten. Und er kann sich das Projekt aussuchen, normalerweise wartet er nicht darauf bis ein Kunde alles intern abgestimmt hat. Hier ist Effektivität und Zielorientierung geboten.

Bernd und Fabian, wie überprüft man die Einhaltung der Qualitätskriterien stetig? Auch hinsichtlich der Kommunikation?  

Fabian Ambrosi: Das A & O sind die gemeinsamen Gespräche – was steht aktuell an, was läuft gerade gut, was eher nicht. Wichtig ist, frühzeitig zu bemerken, wenn etwas in die falsche Richtung geht. Zudem helfen klare Qualitäts-Prozesse sehr, Das gibt uns das Vertrauen und die Sicherheit, dass bei unseren Partnern ein Verständnis für Qualität herrscht und kontinuierlich an Verbesserungen gearbeitet wird. Bei der Kommunikation ist ein wichtiger Punkt, dass diese auch geführt ist. Meetings brauchen da eine klare Agenda, um auf den Punkt und ans Ziel zu kommen, grade im Remote-Kontext. Dafür sind wir da.

Bernd Wandt: Ergänzend dazu: Zuerst sollte man sich über die Qualitäts-Kriterien einig werden. Häufig genug spricht man nicht über die Kriterien, die zur Zufriedenheit des Kunden führen – sondern Qualität wird einfach implizit gesehen. In diesen Prozess sind von Beginn an alle Beteiligten mit einzubeziehen. Denn eine bilaterale Kommunikation mit dem Versuch einer anschließenden Koordination ist schwierig. Auf deine Frage zurückkommend – wie man die Einhaltung der Qualitätskriterien überprüft – Dies ist von den einzelnen Qualitätskriterien abhängig. Nach einer detaillierten Klärung kann man entsprechende Prüfalgorithmen definieren. Diese können in Statusberichte, beim Nachhalten von Action Items oder über Protokoll definiert und akzeptiert werden.

 

Klärung von Unstimmigkeiten und Lösungsfindung

Bernd und Fabian: In jeder Geschäftsbeziehung gibt es mal Unstimmigkeiten – Wie klärt ihr diese?

Bernd Wandt: Das stimmt, Unstimmigkeiten kommen immer wieder vor. Das liegt häufig daran, dass wir oft ein unterschiedliches Verständnis von Dingen mitbringen. Wichtig ist es, dass man gemeinsam die Situation analysiert. Dabei geht es um Offenheit und Transparenz und jede Partei muss offen für Kompromisse sein.

Unsere Rolle – wenn ich jetzt auf das Zusammenspiel von Kunden und Entwicklungszentren eingehe, ist eine moderierende, eher neutrale Position. Wir sind daran interessiert, eine gemeinsame, für alle beteiligten sinnvolle Lösung zu finden und umzusetzen.

Fabian Ambrosi: …Ja, einen Raum schaffen, in dem alle drei Parteien zusammensitzen und offen sprechen können. Das offene Gespräch ist die einzige Möglichkeit, wirklich ans Ziel zu kommen. Und wie Bernd schon sagte, jeder sollte das gleiche Ziel vor Augen haben.

Bernd, was schätzen die Kunden besonders an der besonderen ServiceFactum-Kommunikation? 

Bernd Wandt: Dass sie einen verantwortlichen Ansprechpartner haben, der konsequent für sie da ist und Entscheidungen treffen kann. Natürlich – das haben wir jetzt schon ein paar Mal gesagt – bringen wir eine Offenheit und Transparenz ein. Im Grunde genommen ist was uns auszeichnet eine direkte, zielgerichtete Kommunikation. Das heißt, wir nennen die Themen beim Namen und versuchen eine umsetzbare Lösung zu finden. Das schätzen nicht nur unsere Kunden sondern auch unsere Entwicklungspartner. Wir taktieren nicht, wir sind lösungsorientiert und packen die Probleme direkt an.

Barrieren und persönliche Herausforderungen

Bernd und Fabian: Die meisten Beziehungen mit den Entwicklungszentren sind aufgrund der Entfernung nur via Remote möglich. Was sind hier Barrieren in der Kommunikation, die ihr überwinden müsst? Was fällt euch hier persönlich am schwersten?

Fabian Ambrosi: Ich denke die größte Barriere ist eine gute Beziehung aufzubauen, die sich anfühlt als sei sie nicht remote, oder zumindest in eine ähnliche Richtung geht. Die ausländischen Teams müssen sich dem deutschen Team zugehörig fühlen und sich als ein Team sehen. Das ist remote deutlich schwieriger und braucht mehr Zeit.

Eine weitere Barriere ist, den Kontakt zu halten. Es ist sehr leicht, ein Remote Meeting mal zu verschieben oder ausfallen zu lassen. Da am Ball bleiben und alle Seiten zu motivieren, bedarf einer höheren Aufmerksamkeit des Service Managers.

Bernd Wandt: Remote Tätigkeiten leben von regelmäßiger Kommunikation. Unregelmäßige Kommunikation “verschwindet” – es wird immer weniger, weil eigentlich jeder weiß was zu tun ist, bzw. glaubt das zu wissen. Deswegen arbeiten wir sehr viel mit Regel-Meetings – also ganz konsequent wöchentlich, zweiwöchig oder monatlich und suchen da auch immer wieder die direkte Ansprache.

Barrieren, die wir überwinden müssen, sind die räumliche Entfernung und die kulturelle Distanz.

Jedes Land hat seine eigene Kultur, auch wenn es zum Beispiel Polen ist und damit sehr nah scheint, gibt es dort andere kulturelle Werte, auf die man eingehen muss. Langfristige Beziehungen wirklich zu leben ist hier sehr wichtig. Man kennt sich – man schätzt sich. Eine andere große Barriere ist, Beziehungen über verschiedene Kundenprojekte aufrecht zu halten. Ein neuer Kunde, ein neues Projekt bedeutet bei einer Beziehung immer auch eine “Störung” – die Anforderungen wechseln und es ist auf einmal alles neu. Gewohntes gilt nicht mehr und muss neu aufgesetzt werden. Die große Aufgabe für uns: Alle Beteiligten wieder neu abholen – nichts übersehen.

Was mir persönlich am schwersten fällt: eine Remote Beziehung auf ein Niveau zu heben, wo Vertrauen zur Selbstverständlichkeit wird. Ich versuche das über langfristige Beziehung und eben viel Kommunikation in den Griff zu bekommen. Wenn man mit jemandem regelmäßig redet, entsteht automatisch eine Beziehung – diese manifestiert sich durch sporadische persönliche Treffen.